„Dem Machtkampf geht Bilderabgleichung und Bildersturz voraus. Das ist der Grund, aus dem wir auf die Dichter angewiesen sind. Sie leiten den Umsturz ein, auch den Titanensturz.“
– Ernst Jünger, „Der Waldgang“
Ende 2011 erscheint bei absolut MEDIEN eine DVD-Box mit Filmen des Medienkünstlers Lutz Dammbeck. In ähnlicher Aufmachung waren bei dem in Berlin-Kreuzberg ansässigen Medienverlag auch die Werke von Filmemachern wie Harun Farocki und Claude Lanzmann erschienen, mit denen Dammbeck somit editorisch in eine Reihe gestellt wird. Die Zusammenarbeit mit arte signalisiert: Hier darf der ansonsten fernsehkritische Bildungsbürger beherzt zugreifen. Im gewohnten Jargon der Kunstszene lassen Pressemitteilungen verlautbaren, Dammbeck arbeite „an der Schnittstelle“ von Bildender Kunst und Film – an einer „Archäologie der Erinnerung“. In seinen Filmen, so die nahegelegte Lesart, beschäftige sich der Künstler „kritisch“ mit dem Anspruch „totalitärer Systeme“ an das Individuum.
Die vorliegende Untersuchung will zur Aufklärung dieses interessierten Missverständnisses beitragen. Denn Dammbecks Montage ist eine keineswegs unpolitische Technik subtiler Andeutungen, die in der Kombination von Bild und gesprochenem Kommentar Aussagen entstehen lässt, die im Text allein nie ganz explizit werden. Vom Terrain der Kunstfreiheit aus agierend, gelingt es Dammbeck, Argumentationsfiguren einer „Konservativen Revolution“ im links-alternativ geprägten Kulturmilieu zu platzieren. So konnten im Nautilus-Verlag zuletzt Dammbecks Apologie des Unabombers Ted Kaczynski („Das Netz”, 2005) und das autobiographische „Besessen von Pop” (2012) erscheinen, in dem der Autor anekdotenhaft von seiner Faszination für Arno Breker, Nueva Germania oder Alfred Rosenberg erzählt.
Anhand einer Analyse der spezifischen Verschränkung von Bild und gesprochenem Text in Dammbecks frühem Film „Zeit der Götter“ (1992) deckt die vorliegende Untersuchung die Wirkungsstrategien auf, derer sich der Filmemacher auch in seinen späteren Werken bedient.
Zum Buch: „Zeit der Götter“ – Lutz Dammbeck als medialer „Waldgänger“