Ein Requiem der Großstadt.
Endstation Hermannstraße: Der Antiheld des Films, der Künstler Florian Schenkel, ist ein Kulturpessimist, der längst jede Hoffnung hat fahren lassen. Tagsüber verschließt er Papiertüten in einer Tee-Fabrik, nachts geht er seiner Passion nach: In der Manier alter Meister malt er nackte Jünglinge in Öl – oder ein Portrait seines Lieblingskomponisten. Hin und wieder gilt es, einen Beutel „Jubiläums Pils“ über den Zebrastreifen zu manövrieren.
Vor seinem Umzug nach Berlin-Neukölln war Schenkel nicht nur eine feste Größe der Münchner Subkultur, sondern ein gefeierter Hörspielautor, der auf Lesebühnen in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfte. In Berlin ging er unter – zu voraussetzungsreich seine Thomas-Mann-Parodien, zu hintergründig sein an Karl Valentin geschulter Sprachwitz.
In den Bildern des Films bleibt der Protagonist abwesend, nur seine Stimme begleitet den Zuschauer durch die Nebenstraßen, Parks und Friedhöfe Berlins. Wer ist dieser Florian Schenkel?
Das filmische Denkmal des unbekannten Künstlers, Trinkers und Drameladenherstellers ist zugleich ein Portrait Neuköllns.
Trailer
Improvisation: Florian Schenkel
Fragen und Ton: Thomas Glatz
Bilder und Montage: Moritz Liewerscheidt
Produktion: Schenkel – Glatz – Liewerscheidt, 2015
Screenings
28.02.2016: München, Kafe Kunst Fest 2016 (Premiere)
23.04.2016: München, iRRland
23. – 24.06.2017: Berlin, Schloss Neuschweinsteiger
25.06.2017: Berlin, Laidak
26.10.2017: Berlin, Valentin Stüberl
08.11.2017: Stuttgart, Kunstverein Oberwelt
18. – 29.12.2017: Berlin, „Neuköllner Eckkneipentour“
19.01.2018: München, Atelier Caveau
25.01.2018: München, Kiste
15.02.2018: Berlin, Ludwig
22.02.2018: Düsseldorf, Butze
03.03.2018: Berlin, Horse
21. – 24.06.2018: Berlin, Reflektor Neukölln
02. – 17.12.2018: Berlin, „Nachts ist’s kälter als draußen“-Tour 2018
07.04.2019: Berlin, Hobel Bar
07.06.2019: München, FINALE – Die letzten iRRland Kunstfestspiele
15. – 27.01.2021: Oldenburg, Kulturfest der Carl von Ossietzky Universität
07.08.2021: Berlin, LOST and FOUND Festival, Haus der Statistik, ab 19 Uhr
Die Süddeutsche Zeitung schrieb über Florian Schenkel unter dem Titel „Bach und Bier“:
„An der Wand hängt die Pappe eines halben Umzugskartons. Darauf schreibt der Hörspielautor Florian Schenkel Begriffe: »Opera Seria und Opera Buffa« oder »Dramma per Musica«. Später fügt er noch aus dem Kopf die Uraufführungsdaten und -orte sowie die korrekten Köchelverzeichnis-Nummern von Mozarts »Idomeneo«, dem »Don Giovanni« und dem »Figaro« hinzu. Das ist schon faszinierend, denn Schenkel hält dort einen einerseits recht frei assoziierten Vortrag über klassische Musik und insbesondere Mozart. Zum anderen hat er dabei jedoch schon zwei Flaschen Bier getrunken und hat weder ein Skript noch sonstige Notizen in der Hand. […] Die Klassik, die wird hier aber erst einmal weit weniger ernst genommen als üblich. Denn Florian Schenkel nähert sich der Musikgeschichte über Bach und Händel bis zu Mozart in einer betont beiläufigen Sprache, vermischt wild seine Assoziationen, zeigt Bilder und Musik und erzählt Biografisches und Musikwissenschaftliches. Die etwa 15 Zuhörer, die dem Klischee des Klassikpublikums ferner nicht sein könnten, lachen größtenteils herzlich. Doch dann entspinnt sich aus diesem Vortrag ein so hinreißend ungekünstelter Zugang zu Mozarts Leben und Werk, dass es eine reine Freude ist. Denn hier referiert jemand mit Scharfsinn und großem Wissen, jedoch ohne jegliche Doktrin der Klassik-Szene, über Musik, die ihn zutiefst berührt hat.“
Flyer für eine Vorführung in München. Illustration und Graphik: Jenny Dam / Silberstein Produktion